Gesichter einer Krankheit

#2: Elisabeth und Bernhard Zahnd

Tag für Tag nehmen

Zu Besuch bei der Familie Zahnd: Elisabeth ist seit vier Jahren von ALS betroffen, einer unheilbaren und tödlichen Nervenkrankheit. Ihre Tochter Mirjam sagt, weil ihre Mutter so positiv sei, mache sie ihr das Leben einfach.

Die Zahnds sprechen offen über die Krankheit der Mutter, auch über den kommenden Tod. Vater Bernhard erzählt, traurig seien sie schon auch, schauten aber, dass es ihnen gut gehe. Man wisse, was komme und nehme jeden Tag für sich. Und seine Frau könne ihm immer noch sagen, dass sie ihn gern habe.

Das folgende Video handelt von der Krankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) und davon, wie Betroffene und Angehörige damit leben.
ALS ist eine unheilbare und tödlich verlaufende Nervenkrankheit. In der Schweiz leben etwa 600 Menschen damit, weltweit sind rund 400’000 Menschen betroffen.

Produktion: VJii Productions AG, Olten, vjii.ch

(Elisabeth Zahnd, 17.09.1958 bis 25.10.2023)

#1: Elisabeth und Bernhard Zahnd

Elisabeth Zahnd ist 63-jährig. Vor zwei Jahren wurde der vierfachen Mutter die Diagnose ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) eröffnet. Viele hören zum ersten Mal von der tödlichen Nervenkrankheit, wenn sie davon betroffen sind. Auf 100’000 Menschen gibt es pro Jahr etwa zwei bis drei Neuerkrankungen.

Ein Bäumchen für das Leben
Anders Elisabeth Zahnd; sie kennt ALS und weiss, was auf sie zukommt: schon ihr Vater und auch ihr Bruder waren von der unheilbaren Erkrankung betroffen. Zum letzten Arbeitstag von Elisabeth Zahnd brachte ihr Mann Blumen sowie ein Bäumchen für das,
was kommt.

Sich bewusst verabschieden
Er versuche immer wieder, seine Frau nicht als Patientin zu sehen, sagt Bernhard Zahnd im Video. Und sie ergänzt, gleichzeitig gelte es jeden Tag, Abschied zu nehmen. Bewusst. Ein berührender Einblick in eine Familie, die jeden Tag neu lebt.

Produktion: VJii Productions AG, Olten, vjii.ch

(Elisabeth Zahnd, 17.09.1958 bis 25.10.2023)

#5: Regula Wipf – Zwischen Segeln und Sinken

Gesichter einer Krankheit, Teil 5: Regula Wipf wird kurz nach ihrer Pensionierung Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) diagnostiziert, eine unheilbare und tödlich verlaufende Nervenkrankheit. Ein Interview eineinhalb Jahre danach.

Wie ging es Ihnen nach der Diagnose? Es drehte sich 24 Stunden alles nur noch um die Krankheit. Ich fühlte mich allein gelassen mit all den Fragen und Abklärungen. Dank meiner Familie wurde ich aktiv. Es begann mit einem Konzert von Elton John; ich merkte, dass ich noch lebe. Dann verreisten wir zusammen, solange es noch gehen würde. Nach London, Venedig, Wales und in die Provence.

Kann man sich an die Krankheit gewöhnen? Ich weiss nicht, ob das möglich ist. Eher Akzeptieren. Manchmal kommt jede Woche etwas Neues hinzu. Zum Beispiel eine Verkrampfung in den Zehen, die mir den Schlaf raubt.

Das ganze Interview…

#4: Regula Wipf – Heute gibt es ein Jetzt

Regula Wipf ist 66-jährig und frisch pensioniert, als sie erfährt, dass sie ALS hat. Die Textil- und Applikationstechnologin arbeitet in international tätigen Unternehmen, reist beruflich nach Deutschland, England, Italien und in die USA. Oft klemmt stundenlang das Handy am Ohr. «Ich habe mich schon gefragt, ob meine Krankheit damit zusammenhängen könnte», sinniert sie.

Nach der ALS-Diagnose geht sie mit ihrer Familie auf Reisen. Ihre Krankheit wird sie immer stärker lähmen. Was sie noch machen will, muss sie machen, solange es noch geht. «Heute gibt es ein Jetzt», sagt sie und meint damit, dass sie nichts mehr aufschiebt.

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#3: Regula Wipf – Sich dem Leben hinzuwenden

Regula Wipf erinnert sich: «Ich war Ende Fünfzig, als mir dauernd ein Zeh einschlief, das störte mich beim Sport» Acht Jahre später schafft die passionierte Läuferin nur noch zehn Minuten. Als ihr Hausarzt sie zum Neurologen schickt, schiesst es ihr in den Kopf, dass es etwas Ernstes sein könnte. Sie hat Zuckungen in den Oberarmen, muss «in die Röhre» und erfährt schliesslich, dass sie ALS hat.

Es sei ein massiver Einschnitt gewesen, sagt Regula, «Es gibt ein Vorher und ein Nachher» Je mehr die Krankheit voranschreite, desto stärker werde einem bewusst, dass man nicht mehr zu den Gesunden gehört, sinniert sie. Seither kämpft sie dafür, nicht «in die Krankheit zu fallen», wie sie es beschreibt. Sich bewusst dem Leben hinzuwenden.

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#2: Regula Wipf – Neuanfang für Reiterin und Ross

Rund zwei Jahre ist es her, dass Regula Wipf die Diagnose «ALS» bekommt. Die unheilbare Nervenkrankheit raubt ihr kontinuierlich Muskelkraft und lähmt sie zusehends.
Sie reitet seit ihrer Jugend. Heute braucht sie die Hilfe von zwei Personen, um in den Sattel zu kommen. Und viel Zeit. Das braucht Geduld, auch von ihrem Pferd. Reiterin und Ross stehen an einem Neuanfang. Womöglich heisst er deshalb Novato; «Anfänger» auf Spanisch.

Das Reiten stärkt ihre Muskulatur und wirkt sich positiv auf Geist und Seele aus. Manchmal scheine es am Anfang der Reitstunde, als würde es nicht gehen, dann sei nach fünf Minuten jede Schwäche weg, sagt ihr Reitlehrer. Und Regula Wipf schwärmt: «Wenn ich oben bin, fühle ich mich frei.» Tierarzt und Reitlehrer Markus Scheibenpflug, www.equinelibrium.ch

#1 Regula Wipf – Volles Vertrauen

Zuhause habe sie noch gedacht, sie würde beim Start die Augen schliessen, sagt Regula Wipf. Doch als der Gleitschirm bei Niederbauen (NW) abhebt, lässt sie sich nichts entgehen: «Ich hatte volles Vertrauen», sagt sie. 

Regula fliegt mit Emi Carvalho, der seit acht Jahren Tandemflüge macht. Die beiden lernen sich kennen, als Regula ihre Langlaufski verkaufen will. Sie hat ALS und verliert zusehends Muskulatur, ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Emi bietet ihr einen Flug für die Langlaufski an. «Das will ich machen», sei ihr erster Gedanke gewesen, das sei ihr schon früher im Kopf rumgeschwirrt. Und sie sollte es nicht bereuen. Wird von der eindrücklichen Ruhe schwärmen und dass sie die Einschränkungen ihrer Krankheit nicht mehr gemerkt habe. Auch ihre Höhenangst ist weg. 

Kaum gelandet, denkt sie schon an ein nächstes Mal: «Einen solchen Flug kann ich noch lange machen», sagt Regula Wipf. Und sie will anderen ALS-Betroffenen Mut machen. Man sei gut gestützt in der Vorrichtung, die Emi eigens für Menschen mit einer Einschränkung habe. Auch die Infrastruktur vor Ort sei sehr gut, mit Behindertentoilette und Rampen. Regula hat hoch über dem Vierwaldstättersee das Gleiten im Schnee gegen das Schweben im Himmel getauscht. Voller Vertrauen. 

Video vom Tandemflug

Flugschule

Chloé und Elfie Méchaussie

Als ihr die tödliche Krankheit ALS diagnostiziert wird, ist Chloé Méchaussie Anfang Vierzig. Es sei ein Schock gewesen, erinnert sich ihre Schwester Elfie. Doch dann habe sie gewusst, dass sie für ihre Schwester da sein wolle.

Im Video erzählt Chloé, wie sich durch die Krankheit ihr Blick auf das Leben verändert hat: «Auch in einem positiven Sinn, weil man sich mehr um die Menschen bemüht, die man liebt», sagt sie. Man dürfe die Dinge nicht aufschieben, fährt sie fort und solle möglichst viel Zeit mit seinen Liebsten verbringen.

Zu ihren Liebsten gehört auch ihr Hund, der immer dabei ist, wenn sie auf ihren Spazierfahrten die Umgebung des Genfer Vororts Thônex erkundet. «Das Schönste an meinem Leben sind die kleinen Dinge», erklärt Chloé und findet, es brauche nicht viel.

Produktion: VJii Productions AG, Olten, vjii.ch